122. Mitgliederversammlung in Aalen

Energiewende nicht zu Lasten der privaten Haushalte

Am 09. und 10. November 2012 fand in Aalen die 122. Mitgliederversammlung des Eigenheimerverbandes Deutschland e. V. statt. Gastgebender Mit­glieds­ver­band ist der Landesverband der Gartenfreunde Baden-Württemberg e. V.   Zentrales Thema der Tagung, die von Präsident Heinrich Rösl geleitet wird, ist neben der energetischen Sanierung von Wohngebäuden und den Aus­wir­kun­gen des demografischen Wandels auf den Wohnungsbedarf die Belastung der privaten Haushalte mit den Kosten der Energiewende.


Steigende Strompreise

Die schrecklichen Ereignisse nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Japan sowie die bisher undenkbare Katastrophe um das Atomkraftwerk Fukushima haben auch in Deutschland die Themen Energiegewinnung, Ener­gie­ein­spa­rung und Erneuerbare Energien wieder an oberste Priorität gestellt. Die Bundesregierung betreibt eine Energiewende mit der Zielsetzung, den Anteil Erneuerbarer Energien am gesamten Endenergieverbrauch sowie an der Stromerzeugung deutlich zu steigern. So hat das aktuelle Konzept der Bun­des­re­gie­rung das Ziel formuliert, den Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis 2020 auf 40 % zu erhöhen. Damit wurde die bisherige Zielsetzung (35 %) nochmals verschärft.

Die Förderung Erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung erfolgt im Rah­men des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) dergestalt, dass die er­heb­li­chen Summen der Förderung auf die Strompreise umgelegt werden und damit von allen Stromverbrauchern zu zahlen sind. Der Anteil der EEG-Umlage am Strompreis beträgt bisher 3,6 Cent je Kilowattstunde. Er wird auf Grund der Zunahme der Anlagen im Jahre 2012 auf knapp 5,3 Cent je Kilowattstunde steigen. Damit beträgt die Belastung durch die Umlage für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Stromverbrauch von rund 3.500 Kilowattsunden pro Jahr 185 Euro.

Die Belastung der Haushalte steigt zusätzlich durch die geplante Übernahme der Haftungskosten für die Anbindung von Windparks im Meer an das Stromnetz sowie durch die Befreiung der Schwerindustrie und strom­in­ten­si­ver Betriebe von der EEG-Umlage. Andererseits werden aber die infolge der erheblichen Überkapazitäten an Erneuerbaren Energien bei der Strom­er­zeu­gung sinkendenden Strompreise nicht an die Verbraucher weitergegeben.

Im Ergebnis führt dies dazu, dass die privaten Haushalte durch die Förderung Erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung mit jährlich rund 220 Euro belastet werden. Damit ist eine Grenze erreicht, die für viele Haushalte nicht mehr vertretbar ist. Insbesondere erscheint es nicht sinnvoll und sys­tem­wid­rig, die Haushalte über die Strompreise mit den Kosten der Sonderregelungen für die Industrie und die Haftung für die Anbindung von Windparks zu belasten.

Der Eigenheimerverband Deutschland e. V. erkennt das Ziel der Ener­gie­wen­de an und unterstützt die langfristigen Pläne der Bundesregierung für eine umfassende Förderung Erneuerbarer Energien. Zur Erreichung dieser Ziele sollte aus unserer Sicht jedoch eine Belastung der Haushalte durch Son­der­re­ge­lun­gen für einzelne Bereiche vermieden werden. Wir fordern daher, die Umlage der Kosten für die Befreiung der Industrie und die Haftung für die Anbindung von Windparks zu streichen. Dadurch kann eine maßvolle Entlastung der Haushalte erfolgen, ohne die Ziele der Energiewende zu gefährden.


Altersgerechter Umbau von Wohnungen

Nach einer aktuellen Studie wird es in drei Jahren einen Mehrbedarf von 2,5 Millionen altersgerechter Wohnungen geben. Da hilft es wenig, wenn die Bundesregierung im Rahmen ihrer Demografiestrategie einen De­mo­gra­fie­gip­fel durchführt, mit dem Ziel, Lösungen zur Bewältigung des de­mo­gra­fi­schen Wandels zu erarbeiten, wenn andererseits die notwendigen Mittel nicht bereitgestellt werden.

Auch die nun von der Bundesregierung für das kommende Jahr an­ge­kün­dig­ten Mittel von 20 Millionen Euro für direkte Zuschüsse im KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. So können damit bei einem durchschnittlichen Zuschuss von 2.000 Euro gerade einmal 10.000 Wohnungen altersgerecht umgebaut werden. Aus Sicht des Eigenheimerverbandes Deutschland e. V. ist daher ein mit ausreichenden staatlichen Mitteln ausgestattetes Förderprogramm unerlässlich, um den drohenden gesellschaftlichen Kollaps zu vermeiden.


Energetische Sanierung von Wohngebäuden

Es ist nicht verwunderlich, dass der Umfang von Sanierungen in der letzten Zeit rückläufig ist. Denn um kostenintensive Investitionen zu tä­ti­gen, werden län­ger­fris­tig konstante Rahmenbedingungen benötigt. Die Förderung von energetischen Sanierungen muss kontinuierlich sowohl der Höhe als auch den Bedingungen nach gestaltet sein. Die Förderung sollte wahlweise durch zinsverbilligte Darlehen, Zuschüsse und steuerliche Ab­schrei­bun­gen erfolgen.

Im Hinblick auf die Überarbeitung der Energieeinsparverordnung (EnEV 2012) tritt der Eigenheimerverband Deutschland e. V. Bestrebungen, die eine Ver­pflich­tung zur energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden vorsehen, entschieden entgegen. Auch ohne staatlichen Zwang lassen sich unter sta­bi­len Bedingungen die Sanierungsziele erreichen.


Mitgliederversammlung in Aalen